Als wir letztes Jahr die Südküste Islands abgereist sind, blieben wir ein paar Tage in einem kleinen Nest am Fuß des Skogafoss, einem der riesigen Wasserfälle, die täglich unzählige Touristenbusse anziehen. Wir stiegen die 580 Treppenstufen rechts am Wasserfall hoch und gingen noch ein Stückchen weiter den Fluss entlang, und dann noch ein Stückchen und noch eins. Wir befanden uns mitten in Auenland, nach jeder Kurve wurde unsere Umgebung noch grüner, die Wasserfälle noch schöner, die Schlucht, die der Fluss gegraben hatte, noch verwunschener. Ich las später, dass dieses Stückchen Weg die ersten oder die letzten Kilometer eines insgesamt 88 km langen Fernwanderwegs (bzw. der beiden Wege Laugavegur und Fimmvörðuháls) sind und seit dem Tag war klar, dieser Weg wird irgendwann einmal begangen. Zum Beispiel im Wanderjahr 2017.
5 Tage gehen.
Der Rucksack war bei Abmarsch gut gefüllt. Schlafsack, Essen, Kocher, Kleidung für alle Wetterlagen. Wir hatten kurz vor Start zur Wanderung Zusagen für alle fünf Hütten auf dem Weg bekommen, weshalb wir Zelt & Isomatte in Reykjavik lassen konnten. 4 kg weniger auf dem Rücken, eine extreme Erleichterung, doch schwer ist das Gepäck trotzdem! Wir gingen den Laugavegur in vier Etappen, manche machen das in zwei oder drei Tagen, genauso wie man sich für den Fimmvörðuháls auch zwei Tage Zeit lassen kann, wenn man einen Platz auf einer der beiden Hütten auf dem Pass ergattert hat, denn Zelten ist dort oben nicht gern gesehen.
Unser Ziel war ein See zwischen grünen Bergen, der Alftavatn , den wir von einer Bergkante zwischen grauen Sandbergen, dampfenden Schwefelfeldern und schneebedeckten Felsen schon viele Kilometer vorher sehen konnten. Unten angekommen tranken wir im Unterhemd Kaffee, so sehr strahlte die Sonne.

ORGANISATORISCHES & AUSRÜSTUNG
Übernachten
An den Enden der Laugavegur-Tagesetappen gibt es Hütten, die meist vom Ferðafélag Íslands betrieben werden. Alle Hütten sind Selbstversorger-Hütten, das heißt es gibt dort kein Essen und Trinken zu kaufen. Geschlafen wird im eigenen Schlafsack. Alle Hütten sind mit Gas und Wasser ausgestattet, duschen kann man gegen ein Entgelt (außer in Hrafntinnusker) überall. Neben den Hütten sind Campingplätze, die Toiletten- und Duschanlagen teilt man sich mit den Campern (ca. 2000 ISK/Person), die Hüttenküchen sind den Hüttenübernachtern (ca. 8000 ISK/Person) vorbehalten. Wir hatten das Glück, aber uns auch schon im Januar auf die Wartelisten setzen lassen, Platz in allen Hütten bekommen zu haben, was natürlich gerade bei Ekelwetter toll ist. Dort ist es warm und trocken. Womit wir aber nicht gerechnet haben, sind die vielen geführten Touren, die dort oben in Saus und Braus leben. Sie marschieren mit kleinem Gepäck durch die Tagesetappen, wissen oft nicht, wo sie gerade sind und wo sie hingehen (so unser Eindruck) und finden dann am Zielort ihre riesigen Reisetaschen mit ihren sauberen, gut riechenden Klamotten vor. Mittransportiert werden auch stapelweise Kisten mit Essen. Da gab es Mangos, Orangen und tütenweise Milch, abends wurde Fisch und Fleisch gegrillt und nicht an der Butter auf dem Brot gespart. Bei uns, die wir uns von gut eingeteiltem Gefriergetrocknetem ernährten, schürte das mehr als einmal Futterneid. Vor allem in Emstrur, wo die Hütte klein und eng war und wir die einzigen zwei Gruppenlosen in einer Horde gut Versorgter, litten wir sehr. Die Ignoranz mancher Menschen ließ und Kopfschütteln. Culture Clash in der Einsamkeit.
Ausrüstung
Wer Selbstträger ist, spart an Gewicht.
Basics sind:
> Schlafsack (wer campt braucht natürlich auch noch Zelt und Isomatte)
> Wanderschuhe. Sandalen, die fest an den Füßen sitzen (keine Flipflops) für die Flußdurchquerungen und die Duschen
> Regenjacke und -hose, Gamaschen hatten wir dabei für die Schneefelder, aber nicht gebraucht.
> ich kam mit 2 Merino-Unterhemden, 2 Kurzarm-Merinoshirts, 1 Langarm-Merinoshirt, 1 leichten Wollpulli, Thermoball Weste und warmer leichter Jacke (die beste, wärmste, tollste Jacke von Ortovox) gut aus. Für untenrum hatte ich 1 lange Thermo-Lauftight zum Schlafen und als 2. Lage beim gehen und 1 dünne Wanderhose dabei. Dazu 2 paar Wandersocken. An sich braucht man 2 Garnituren: Eine zum Laufen, eine zum Wechseln. Ich hatte alles, was ich dabei hatte, mindestens einmal an, denn auch in den Hütten war es nicht immer warm genug für „normale“ Indoor-Kleidung. Hätten wir im Zelt geschlafen, hätte ich sicher öfter noch mehr Schichten übereinander getragen.
> Zahnbürste, Zahnpasta, Seife
> Unterwegs gibt es keine einzige Steckdose. Bei manchen Hüttenwirten kann man ein Gerät aufladen lassen, verlassen würde ich mich darauf aber nicht. Ich bin mit Flugmodus & einer voll geladenen Powerbank gut ausgekommen.
> Ein GPS-Gerät inklusive GPS-Track der Route sollte man dabei haben und es bedienen können. Wir haben es Gott sei Dank nicht gebraucht, aber sollte es sehr neblig und/oder regnerisch sein, kann ich mir vorstellen, dass man sich sehr über ein Wegfinde-Hilfsmittel freut. Es wird auch überall vor allem vor dem dichten Nebel, der am Hrafntinnusker herrschen kann, gewarnt. Wir hatten Glück.
Wir haben natürlich mehr Gepäck, als wir auf dem Laugavegur dabei hatten. Mit ein bisschen Überzeugungskunst konnten wir dieses samt Zelt am Bus Terminal in Reykjavik deponieren und es uns mit einem Bus an dem Tag nach Skogar schicken lassen, als wir auch dort ankamen. Grundsätzlich ist es möglich, Gepäck per Bus zu senden – auch Essenspakete nach Landmannalaugar und Thörsmörk, aber offenbar ist es nicht mehr ganz so einfach wie noch vor ein paar Jahren.
Essen
Wir hatten Essensrationen für jeden Tag plus eine Ersatzration dabei:
> Zum Frühstück gabs bei uns Porridge, aufgegossen mit heißem Wasser, dazu Trockenobst.
> Für zwischendurch unterwegs hatten wir Müsliriegel und kleine Snacks dabei.
> Abends aßen wir je 1 gefriergetrocknete Mahlzeit, für 2 Abende hatten wir gefriergetrockneten Nachtisch dabei.
> Wir haben einen Kocher mitgetragen und auch immer wieder unterwegs löslichen Kaffee aufgegossen. Das ist sicher nicht essentiell, macht das Leben aber schöner.
Da man im Flugzeug keine Gaskartuschen mitnehmen darf, hatten wir erst ein wenig Not, vor der Abreise nach Landmannalaugar passende Schraubkartuschen zu finden. Hätten wir gewußt, dass sowohl das Hostel in Reykjavik als auch die Hütte in Landmannalaugar Kisten voller zurückgelassener Gaskartuschen haben, hätten wir uns keinen Stress gemacht.
> Wenns ganz schlimm wurde, half eine Notration Schokolade und Schnaps aus dem Flachmann.
Alle, die planen, den Laugavegur zu gehen, dürfen gerne (als Kommentar) Fragen stellen, wer ihn schon gegangen ist, weiter Punkte ergänzen.
Alle Fotos sind – bis auf die, auf denen ich zu sehen bin – von mir. Danke an Mona für die beste Wander- und Islandbegleitung, die ich mir vorstellen kann <3 !