Wer mich kennt, weiß, dass ich frieren hasse. Und Dunkelheit. Deswegen war ich lange, lange, langelangelange keine Freundin von Winter. Ich hatte das Gefühl, der Winter ist einfach nur dunkel und kalt und dazwischen ist Hörspielstudio (also auch dunkel und kalt). Bis ich vor zwei Jahren mal wieder auf Ski gestellt wurde und gemerkt habe, dass das ja Spass macht! Sehr großen Spass. Leider kam es jetzt blöderweise dazu, dass ich – vielleicht aus einer Kombi aus Frieren, Schwitzen beim Skispass und einem Virus – seit vier Wochen huste, rotze, krächze und nach zwei Stockwerken Treppensteigen schlafen will. Das beschert mir neben Kreuzweh und schlechter Laune auch Zeit, um zum Beispiel auf meiner Festplatte zu wildern und dort die Aufräumlust auszuleben, die zwar in der Werkstatt besser aufgehoben wäre, wegen nicht vorhandener Fitness aber in liegende Tätigkeiten gesteckt werden muss.
Schuhkartonfunde
Bei diesem Rumgeräume blieb ich – wie es ja bei jedem Räumen so ist – hängen. Ähnlich wie am Inhalt eines Schuhkartons, der seit fünf Generationen auf dem Dachboden darauf wartet, entdeckt zu werden. Gerade wenn man so krank vor sich hin jammert, tendiert man ja dazu, sich an schöne Orte zu träumen. Das geht besonders gut mit Hilfe so eines virtuellen Schuhkartons aka Fotodatenbank. So verbrachte ich einen halben Krankheitstag mit der Erinnerung an einen Morgen im Oktober, der hiermit die Auszeichung des „No.1 Morgen 2019“ verliehen bekommt.
Tour im Dunkeln
Wir waren schon am Vorabend zur Erfurter Hütte aufgestiegen, ein Donnerstagabend, kaum Menschen unterwegs, und während wir beim Abendessen saßen, ging draußen die Welt in einem Wolkenschauspiel unter. Egal, wie oft ich in den Bergen bin, dieses so-viel-besser-als-Fernsehen-Fernsehen ist jedes Mal wieder -ohne Worte- . Am nächsten Morgen waren wir diejenigen, die zu unchristlicher Zeit das Licht im Matratzenlager anmachten, und kurz später waren wir mit Stirnlampen unterwegs zwischen den Gipfeln des Rofan, die zu jeder Jahreszeit (und Tageszeit) meinen Atem rauben. Das Rofan ist eine unvergleichliche Landschaft, sanft und schroff zugleich, mit Steilwänden wie eine Trutzburg von den umliegenden Tälern abgetrennt. An diesem Morgen war es so friedlich, so leer, so still und dieser Moment, wenn das erste Licht so hell ist, dass es ausreicht, sich zu orientieren, ist magisch. Jedes Mal wieder.
Schnee!
Gut, dass ich meinen Frieden mit dem Winter geschlossen habe, denn es war sehr kalt, sehr windig und: es lag Schnee.
Am Gipfel gab es Käsebrot und Sonnenaufgang und Magie und den ganzen Rückweg zur Hütte Vorfreude auf heißen Kaffee in der warmen Stube.
Freitagmittag waren wir wieder zurück in München, arbeiten, und zehren von diesem No.1 Morgen, von dem wir da noch gar nicht wußten, dass er diese Auszeichnung mehr als verdient haben wird!
DANKE an Veronika, die solche Touren genauso liebt wie ich! <3