Ihr wißt, diese Abende, an denen man erst nicht anfangen, und dann nicht mehr aufhören mag?
Frau krambeutel ist ja – as you might know – nicht nur Frau krambeutel, sondern auch die, die gerne mal die schönsten Sommerwochen und kältesten Wintermonate lang völlig Jahreszeiten-, Wärme- und Kältegefühlslos im Hörspielstudio des Bayerischen Rundfunks zubringt. Dort gibt es keine Fenster zur Außenwelt gibt (außer einen Fernseher, auf den kann man das Bild einer Kamera schalten, die vom Dach aus die Umgebung des Funkhauses filmt – aber ein Fernseher ist ja kein Fenster) und tagaus-tagein dieselbe Klimaanlagen-bestimmte „Frischluft“. Fein. Ja, fein! Eine gute Konzentrations-Atmosphäre, die mich zum an-die-Wand-Starrer konditioniert hat, wenn es gilt, das Gehirn zum Denken zu bewegen.
Also, dort, im Studio, badend in den schönst klingenden wohltuenden, klaren Klängen, ruhen Nähhände und Buckelrücken, um dann Abends wieder kräftig in die Pedale treten zu können.
Und wie es eben ist mit diesem kurzen 24-Stunden-Tag, wenn acht Stunden davon in Dunkelkammern zu verbringen sind, bleibt nicht mehr so wahnsinnig viel Zeit für kreativ-ausschweifendes An-die-Wand-Starren (außer Studiowand-Starren).
Macht aber auch nicht so viel, denn wofür wäre die Nacht gut als für eine gehörige Portion Nähwerkstatt. Erst mal dort gegen Abend, hängt man da so rum, erst vor dem Rechner („Korrespondenz“), dann Papier von rechts nach links schiebend („Buchhaltung“) und dann, dann endlich, im Zuschnitt und an der Nähmaschine. Erst nicht anfangen können. Und dann nicht mehr aufhören wollen. Im Radio jeden Abend das gleiche Programmschema. Nach der Stunde „Talk“ ist es 23 Uhr, dann Musik, dann eine kleine Geschichte, dann oft Jazz oder andere thematisch sortierte Klänge. Das begleitet durch den Abend, wie auch Fenster kippen-Fenster schließen, Saftschorle, ein kleines Bier, schonmal das Nachttischlicht für später anmachen. Dabei vieles so bis zur Erschöpfung betreiben, dass dieses Wandanstarr-Gehirn sagt: „Ey, morgen dann ohne mich – wenn du jetzt noch weitermachst.“ Aber dann will diese Tasche noch fertig werden, weil eben gerade die eine Faden-Farbe eingefädelt ist, oder wollen diese Quittungen rein in den Ordner, und dann der Riesenmonsterabwasch in der Küche. Wehe es findet sich da noch ein lang unentdeckter Futterstoff im Schrank – sofort muss so etwas verarbeitet werden. So tanzt sich das Leben durch die Nacht, wälzt sich durch die Federn, schlaflos – noch einmal nachsehen ob das Bügeleisen tatsächlich aus ist – lässt den Wecker ungehört schrillen.
Und dann, auf dem Fahrrad einmal kurz immer ein bisschen bergab, im Wettlauf mit der Straßenbahn, den sie aber nicht kennt, der erste Kaffee, dieser neue Tag. Diese Menschen, Dinge, Töne, Gespräche. Ein kleiner mittäglicher Sonnenstrahl, Konzentration, etwas wegschaffen, etwas mit den Händen schaffen – schöner kanns doch wirklich nicht sein, so ein Arbeitsleben, oder?